TMS-Marktkonsolidierung 2024/25: Wie deutsche Unternehmen bei der Anbieterwahl von Kosteneffizienz und strategischen Vorteilen profitieren

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Die Körber-MercuryGate-Übernahme, eine der größten Akquisitionen in der Supply-Chain-Software-Branche 2024, hat das Umsatzvolumen von Körber Supply Chain Software um etwa 25 Prozent gesteigert und markiert den Beginn einer neuen Konsolidierungsära im TMS-Markt. Deutsche Unternehmen stehen vor strategischen Entscheidungen: Sollen Sie auf die entstehenden Mega-Anbieter setzen oder unabhängige Lösungen wählen? Die Antwort liegt in einer differenzierten Analyse der Kosteneffizienz und strategischen Vorteile.

Die aktuelle Konsolidierungswelle im TMS-Markt

Der Transport Management System-Markt durchläuft eine intensive Konsolidierungsphase. Descartes Systems Group übernahm im März 2025 3GTMS für etwa 115 Millionen USD, um das cloud-basierte TMS-Angebot in Nordamerika zu erweitern. Parallel dazu akquirierte WiseTech Global im Mai 2025 E2open für 2,1 Milliarden USD, um ihre Vision als Betriebssystem für globalen Handel und Logistik zu verstärken.

Diese Übernahmen schaffen neue Marktriesen, die umfassende End-to-End-Lösungen anbieten. Körber Supply Chain Software hat sich im März 2025 als Infios neu positioniert, um die kombinierten Stärken von Körber und MercuryGate zu vereinen. Die Entstehung solcher Mega-Anbieter verändert die Verhandlungsdynamik erheblich – sowohl bei Preisen als auch bei Vertragsbedingungen.

Deutsche KMU sollten diese Entwicklung genau beobachten. Während konsolidierte Anbieter umfangreichere Lösungsportfolios bieten, entstehen gleichzeitig Abhängigkeitsrisiken. Unabhängige Anbieter wie Cargoson positionieren sich als flexible Alternative zu den entstehenden Marktriesen.

Infios: Fallstudie der neuen TMS-Landschaft

Die MercuryGate-Akquisition erweiterte Infios' Fähigkeiten in der multimodalen Optimierung und Ausführung, wobei das Unternehmen mit über 2.100 Mitarbeitern in 12 Ländern und mehr als 5.000 Kunden einen Umsatz von über 500 Millionen USD erreicht. Diese Größenordnung zeigt das Potenzial konsolidierter Anbieter, bringt aber auch Herausforderungen mit sich.

Für deutsche Unternehmen bedeutet dies konkret: Größere Anbieter können umfassendere Lösungen anbieten, die OMS, WMS und TMS in einer Suite integrieren. Gleichzeitig steigt das Risiko von Vendor Lock-in und reduzierten Anpassungsmöglichkeiten an spezifische DACH-Anforderungen.

Kostenvorteil-Analyse: Konsolidierte vs. unabhängige TMS-Anbieter

Die TCO-Betrachtung offenbart überraschende Erkenntnisse. TMS-Implementierungen können Kosteneinsparungen von bis zu 27% bei Transportkosten und eine fünffache Produktivitätssteigerung erreichen. Moderne Optimierungs-Features ermöglichen Kostensenkungen von 3% bis 15%, während fortschrittliche Tools zu Einsparungen von über 10% der gesamten Transportausgaben führen können.

Deutsche KMU profitieren besonders von flexiblen SaaS-Modellen. Cloud-basierte Transportmanagement-Lösungen werden als Software-as-a-Service angeboten, was bedeutet, dass Kunden monatlich oder jährlich abonnieren anstatt die Technologie vollständig zu kaufen – dies ist kostengünstiger, da Nutzer stets die neueste Software-Version verwenden.

Bei der Anbieterauswahl sollten deutsche Entscheider versteckte Kosten berücksichtigen. Konsolidierte Anbieter tendieren zu höheren Lizenzkosten, bieten dafür aber umfangreichere Funktionalitäten. Unabhängige Anbieter wie Cargoson, Oracle Transportation Management oder kleinere spezialisierte Lösungen punkten oft mit transparenteren Preismodellen und geringeren Einstiegskosten.

KMU können durch modular aufgebaute, abonnementbasierte Lösungen ihre IT-Overhead reduzieren und Logistikkosten um bis zu 30% senken, was zu einer 15%igen CAGR-Steigerung führt. Der TMS-Markt für KMU-fokussierte SaaS-Lösungen wird sich zwischen 2025 und 2030 voraussichtlich verdoppeln.

Strategische Entscheidungskriterien für deutsche Unternehmen

DACH-spezifische Anforderungen müssen bei der TMS-Auswahl prioritär berücksichtigt werden. DSGVO-Compliance, GoBD-Konformität und die bevorstehende eFTI-Pflicht ab 2026 erfordern TMS-Lösungen mit EU-Rechenzentrumsstandorten und entsprechender Datenlokalisierung.

Konsolidierte Anbieter verfügen oft über größere Compliance-Teams und können regulatorische Änderungen schneller implementieren. Gleichzeitig bieten sie mehrsprachigen Support und DACH-spezifische Lokalisierungen. Unabhängige Anbieter punkten hingegen mit schnellerer Anpassungsfähigkeit an nationale Besonderheiten und direkterem Kundenkontakt.

Der Rechenzentrumsstandort wird zum entscheidenden Faktor. Deutsche Unternehmen müssen prüfen, ob ihre TMS-Daten in EU-Rechenzentren verarbeitet werden und welche Ausfallsicherheiten gewährleistet sind. Cargoson und andere europäische Anbieter haben hier oft Vorteile gegenüber US-amerikanischen Mega-Anbietern.

Vendor Lock-in Risiken bei konsolidierten Plattformen

Die Integration in umfassende Software-Suites erhöht Abhängigkeitsrisiken erheblich. Akquisitionen wie die von MercuryGate führen dazu, dass Unternehmen "über Nacht von Lagerhaltung zu vollständiger Supply-Chain-Ausführung" wechseln, was Migrationskomplexitäten schafft.

Deutsche Entscheider sollten Exit-Strategien von Beginn an mitdenken. Datenportabilität, API-Verfügbarkeit und Standardschnittstellen werden zu kritischen Auswahlkriterien. Kleinere Anbieter sind oft flexibler bei Datenexporten und bieten offenere Systemarchitekturen.

Marktausblick: Weitere Konsolidierung vs. Spezialisierung

Marktführer verfolgen verschiedene strategische Initiativen wie Fusionen und Übernahmen, Geschäftserweiterungen, neue Produkteinführungen und Partnerschaften. Für 2025/26 ist mit weiteren Übernahmen zu rechnen, da der globale TMS-Markt von 15,88 Milliarden USD im Jahr 2024 auf 41,57 Milliarden USD bis 2030 wachsen soll.

Gleichzeitig entstehen Nischenlösungen als Gegenbewegung. Spezialisierte Anbieter konzentrieren sich auf spezifische Branchen oder Funktionalitäten. Deutsche Unternehmen profitieren von dieser Vielfalt, da sie zwischen umfassenden Plattformen und spezialisierten Best-of-Breed-Lösungen wählen können.

Innovation erfolgt zunehmend bei kleineren Anbietern. Beispiele wie Uber Freight mit ihrem KI-Logistiknetzwerk aus 30 autonomen Agenten, das 1,6 Milliarden USD an Fracht verarbeitet, zeigen das Innovationspotenzial.

Handlungsempfehlungen für deutsche Einkaufsentscheider

Eine systematische Anbieterauswahl sollte folgende Kriterien berücksichtigen:

Compliance-Check: DSGVO, GoBD und eFTI-Readiness müssen von Beginn an gewährleistet sein. Prüfen Sie Rechenzentrumsstandorte und Zertifizierungen.

TCO-Kalkulation: Berücksichtigen Sie Lizenz-, Implementierungs-, Schulungs- und laufende Betriebskosten über einen 5-Jahres-Horizont. Versteckte Kosten durch Integrationen oder Datenmigrationen einkalkulieren.

Vendor-Diversifikation: Evaluieren Sie sowohl konsolidierte Anbieter (Infios, SAP, Oracle) als auch unabhängige Lösungen (Cargoson, lokale Anbieter). Eine Multi-Vendor-Strategie kann Abhängigkeitsrisiken reduzieren.

Timing-Optimierung: Nutzen Sie die aktuelle Marktdynamik für Verhandlungen. Anbieter sind bereit, bessere Konditionen zu gewähren, um Marktanteile zu sichern oder zu gewinnen.

Die Marktkonsolidierung schafft sowohl Chancen als auch Risiken. Deutsche Unternehmen, die jetzt strategisch klug entscheiden, können von Kosteneffizienz und Innovationen profitieren – ohne sich in Abhängigkeiten zu begeben.

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